Donnerstag, 8. Mai 2025

Ärgerliches Jägerlatein

(KL) Zugegeben, ein Fußballbuch ist "Bücher richtig verkaufen" von Elvira Zeißler nicht. Aber nachdem wir an dieser Stelle ab und zu auch schon Selfpublishing-Werke besprochen haben, lag es durchaus nahe, mal der Frage nachzugehen, wie man diese Bücher am Ende verkauft bekommt.
 
Elvira Zeißler ist als Autorin von Fantasy-Romanen offenbar - ich habe leider keinerlei Bezug zu diesem Genre - einem größeren Publikum bekannt, jedenfalls ist hier die Rede von über einer Million verkaufter Bücher. Das muss man erstmal schaffen, egal in welchem Genre, und das freut mich für die Autorin. Leider ändert das indes nichts daran, dass dieser Ausflug ins Non-Fiction-Fach gründlich misslungen ist. Und zwar in jeder Hinsicht.

Es ging schon falsch los: Ich hasse Ratgeber, die mit einem Disclaimer beginnen. Wenn sich jemand, noch ehe ich den ersten Satz gelesen habe, erstmal von seinen folgenden Ausführungen distanziert und betont, dass er leider keinerlei, wirklich gar keine Verantwortung für seine Ratschläge übernehmen könne, schwillt mir regelmäßig die Schlagader. Denn der Kaufpreis wird selbstverständlich nie unter Vorbehalt kassiert. Aber diese Art von Disclaimer haben wir hier gar nicht. Hier gibt es vielmehr die "Achtung, bitte anschnallen!"-Variante. Das Buch, so erfährt man, richte sich an entscheidungsfähige Leser - wer an einer psychischen Vorerkrankung leide, möge sich doch besser mit seinem Therapeuten, Arzt oder Coach abstimmen. Wohlgemerkt, wir reden über das Verkaufen von Büchern.
 
Es wird in der Folgezeit nicht besser. Die Erfolgsformel der Autorin lässt sich an folgenden Beispielen illustrieren: Bei einem neuen Buch, mit dem sie große Hoffnungen verbunden hatte, kamen die Vorbestellungen nicht wie erwartet. Also ging Elvira Zeißler in sich, entschied, dass das Buch hervorragend ist und sie nur ganz fest an dessen Erfolg glauben müsse. Ergebnis: Schon am nächsten Tag schossen die Vorbestellungen in die Höhe und das Buch landete auf der "Spiegel"-Bestsellerliste. Bei einem anderen Buch erhielt sie eine negative Rezension. Elvira Zeißler konzentrierte sich auf allerlei positive Gedanken - und siehe da, in der Folgezeit hagelte es wohlwollende Bewertungen.

Sorry, but I don't buy it. Und ich frage mich, wieso die Autorin, wenn denn die Formel "Ich muss mir nur fest vornehmen, es auf die 'Spiegel'-Bestsellerliste zu schaffen, und dann klappt das auch." funktioniert, ihre Ziele so klein steckt. Sie spricht an einer Stelle von 17.000 verkauften Exemplaren eines Buches. Das ist zweifellos ein grandioses Ergebnis. Aber wenn ich mit dem richtigen Mindset alles erreichen kann, warum nehme ich mir dann nicht vor, die deutsche Joanne K. Rowling zu werden und meine Bücher millionenfach auf den großen Märkten zu verkaufen?
 
Elvira Zeißler: "Bücher "richtig" verkaufen: Das Mindset für deinen Bucherfolg", Tolino Media