Auch wenn unser Hauptaugenmerk den
Büchern gilt, haben wir uns an dieser Stelle schon mehrfach mit dem
Fußballzeitschriftenmarkt beschäftigt, siehe etwa hier und hier.
Auf den ersten Blick sieht es auf diesem Markt in Deutschland - gerade
im Vergleich zu unseren Nachbarländern - gar nicht so schlecht aus: Das
krawallige Boulevardblatt "Sport-Bild", der seriöse "Kicker" und dazu noch für anspruchsvollere Gemüter das Fußballkulturmagazin "11Freunde"
- von einer derartigen Vielfalt können die Fans in anderen Ländern nur
träumen. Und da habe ich das kleine Frauenfußballmagazin "FFußball" noch gar nicht erwähnt.
Indes: Der zweite Blick fällt etwas ernüchternder aus. Denn "Sport-Bild" und "Kicker" befinden sich, dem allgemeinen Branchentrend folgend, in einem bitteren Auflagensturzflug. Das Springer-Blatt lag mal bei über 560.000 Exemplaren und bringt heute keine 150.000 Stück mehr unters Volk. Der "Kicker" schaffte es in seinen besten Zeiten, sowohl montags als auch donnerstags jeweils fast 300.000 Exemplare zu verkaufen (290.824 beziehungsweise 243.116). Heute liegt die Auflage nur noch knapp über 60.000 (66.995 beziehungsweise 61.402). Eine erfreuliche Ausnahme von diesem Trend ist bei "11Freunde" zu verzeichnen, dem die Übernahme durch die "Spiegel"-Gruppe offenbar gut getan hat: Zuletzt ist die Auflage, die zuvor ebenfalls kontinuierlich fiel und sich unter 60.000 Heften bewegte, auf über 80.000 nach oben geschnellt.
Versuche, in diesem schwierigen Umfeld weitere Titel zu platzieren, sind in der Vergangenheit zumeist gescheitert, siehe etwa - wenngleich kein Magazin - das vergleichweise schnelle Ende der täglichen "Fußball-Bild". Dennoch habe ich mich in den vergangenen Jahren wiederholt mit Bedauern gefragt, wieso es eigentlich keine regelmäßige Printausgabe von transfermarkt.de gibt.
Transfermarkt.de ist vermutlich - jedenfalls nach "11Freunde" - die größte Bereicherung des Fußballmedienmarktes in den letzten 25 Jahren. Die Idee, für praktisch jeden Profispieler weltweit einen Marktwert festzulegen, diesen mit zig weiteren Daten (Land, Vereine, Ligen, Spiele, Tore, Ablösesummen, Trainer etc.) zu verbinden und in einer riesigen Datenbank zusammenzuführen, ist eine Art feuchter Traum für Fußball-Business-Aficinados wie mich. Mit monatlich fast 50 Millionen Besuchen ist die Webseite heute eine der führenden Plattformen in diesem Bereich. Aber: Obwohl es bei Transfermarkt.de inzwischen längst Content weit über Zahlen und Statistiken hinaus gibt, nämlich (höchst lesenswerte) Interviews, Analysen und Hintergrundberichte, ist die Seite in "Look & Feel" bis heute eine Datenbank geblieben. Und das ist schade. Denn wirklichen Spaß, die redaktionellen Beiträge dort zu lesen, habe ich bis heute nicht.
Es gab in der Vergangenheit, allerdings nur wenige Male und nur als Sonderheft zum Saisonstart, schon Printausgaben vom Transfermarkt.de, aber das waren dann eben gedruckte Datenbanken ohne nennenswerte redaktionelle Inhalte. Ich frage mich, ob es einen Markt für eine - sagen wir - wöchentlich erscheinende Zeitschrift von Transfermarkt gibt, eine, die sich schwerpunktmäßig den inhaltlichen Beiträgen, TM-Länder-Updates und sonstigen Analysen widmet, das Ganze mit ein paar aktuellen News, Gerüchten und Ergebnissen garniert und auf diese Weise Printliebhaber wie mich glücklich macht und ganz nebenbei für eine zusätzliche Visibility von Transfermarkt durch Auslage in den Bahnhofskiosken, Supermärkten und Zeitschriftenläden sorgt.
Stoff genug für eine wöchentliche Ausgabe sollte es geben. Denn Transfermarkt besetzt mit seinen redaktionellen Beiträgen eine hochinteressante Nische: einen Artikel über Ex-HSV-Coach Joe Zinnbauer und sein Engagement beim 14-maligen algerischen Meister JS Kabylie oder ein Interview mit Ex-KSC-Co-Trainer Argirios Giannikis über seine Arbeit beim griechischen Zweitligisten PAS Giannina bekomme ich bei keinem der o.g. Platzhirsche, auch keine ausführlichen Berichte über Daniel Stendels Wechsel in die zweite französische Liga zu AS Nancy-Lorraine oder über Thomas Meggles Investoreneinstieg bei Dunfermline Athletic. Und eine vertiefte, substantiierte Marktwertanalyse der Saudi Pro League gibt es so eben auch nur bei Transfermarkt.de.
Mal angenommen, eine Markterkundung würde ein Potential von 35.000 oder 40.000 Käufern für eine wie der Donnerstag-"Kicker" im Zeitungsoffset gedruckte, 40seitige "Transfermarkt"-Printausgabe ergeben, die zum Beispiel immer freitags erscheint, für drei Euro verkauft wird und ungefähr so aussieht wie mein Beispiel links oben. Warum nicht gegen den allgemeinen Trend ein solches Projekt wagen? Es wäre ein weiterer Grund, sich auf das Ende der Arbeitwoche zu freuen.