Leider begeht er den Fehler, den schon Pit Gottschalk in seinem Buch "Kabinengeflüster" beging ("Ich spielte mit Maradonas Kindern mit Bauklötzern.") und sammelt eitel Begegnungen mit vermeintlichen Superstars der Branche, anstatt etwas mehr aus seinem ganz normalen Alltag als Kicker-Reporter zu berichten. So liest man, wie er mit Ronaldo nach langer Mühe endlich eine Art Interview führte und ihn am Ende noch um ein Autogramm bat. Interessiert mich nicht die Bohne.
Wesentlich spannender ist beispielsweisde die Geschichte um und mit Jürgen Klinsmann. Hier erfährt man, dass Co-Autor Roland Dangelmaier nach einigen Jahren als Kicker-Volontär in seinen eigentlichen Beruf als Lehrer" zurückgekehrt war, aber nebenberuflich noch für das - leider längst eingestellte - Fußball-Magazin schrieb. Man erfährt, dass das Gespräch mit Klinsmann an sich ganz nett war, die zur Bestätigung überlassene Interview-Fassung aber quasi als rotes Massaker - komplett verändert - zurückkam und der Stürmer komplett ausrastete, als in der Story ein Foto seiner damaligen Freundin veröffentlicht werden sollte.
Letztlich sind das die Punkte, die mich interessieren würden: Wie sieht oder sah der Alltag eines Kicker-Reporters aus, wie war das Verhältnis von Kicker und Fußball-Magazin, wie entstanden die Storys und Interviews seinerzeit, wie liefen Redaktionskonferenzen, Themenkonferenzen ab usw. Das Buch ist in einem ausgewiesenen Fachverlag erschienen, aber ein kritischerer Lektor hätte aus Kaiser deutlich mehr rausholen können und müssen.
Sehr schade!
Harald Kaiser: "Ronaldo, Matthäus & ich. Mein Leben als Kicker-Reporter", Verlag Die Werkstatt