Dies
geschieht recht anschaulich anhand konkreter Beispiele wie der
titelgebenden Verpflichtung Ronaldos durch Juventus Turin 2018, der
asiatischen Follower-Riege Mesut Özils und der Vermarktung des seit 2014
heimatlosen ukrainischen Klubs Schachtar Donezk als virtuellem Klub. Soweit gar nicht uninteressant, selbst wenn man mit den sozialen Medien
und dem Gedöns um Likes und Follower nicht viel am Hut hat. Stellenweise
sind Leos Ausführungen sogar recht informativ, wenn es beispielsweise
darum geht, wie mit Hilfe der Netzwerke geographische Barrieren
überwunden werden können.
Aber leider wird allzu schnell deutlich, dass es bei all den Likes und Followerzahlen eben gar nicht darum geht, Barrieren zu überwinden und echte Bindungen aufzubauen, sondern sie vielmehr ein reiner Selbstzweck sind. So beschreibt Leo ein vermeintliches Dilemma des FC Basel, der 2012 den ägyptischen Nationalspieler Mohamed Salah verpflichtete. Der brachte dem Verein über eine Million Follower aus seiner Heimat, die der FC Basel laut Leo "gern behalten" wollte, als Salah 2014 nach England weiterzog. Ob nun aufgrund des schnellen Kaufes von zwei weiteren - allerdings erfolglosen - ägyptischen Spielern oder dank Leos geschickter Social-Media-Beratung des Klubs, der größte Teil der ägyptischen Follower, so der Autor stolz, sei "noch da".
Nur: Wen kümmert das? Wer genau schert sich um diese digitalen Karteileichen? Wem nützen sie etwas? Diejenigen, die dem FC Basel gefolgt sind, weil ihr Idol dort spielte, werden ihm nach dem Wechsel Salahs eben emotional nicht mehr folgen. Und es ist völlig egal, ob sie nur zu faul waren, dem FC Basel mittels eines Klicks zu "entfolgen", oder mit einem halben Auge die Ergebnisse noch mitlesen - diese Million "Follower" sind nichts, aber auch gar nichts, was dem FC Basel nach Salahs Abgang noch irgendetwas bringt. Sie kaufen keine Trikots und keine Eintrittskarten, sie fühlen sich auch nicht mit dem Klub verbunden und sie wären auch keine Grundlage für eine "Ägyptengastspielreise" der Schweizer. Sie sind nichts als ein virtueller Rechnungsposten, den Social-Media-Experten stolz als Grafik in die Höhe halten, um die eigene Existenz zu rechtfertigen, der aber eben tatsächlich rein gar nichts wert ist.
Mario Leo entführt uns in eine schöne neue Gruselwelt, in der jedenfalls ich nicht zu Hause sein möchte. Aber das macht das Buch zu keinem schlechten Buch - man muss nur über die enorme Begeisterung des Autors ob dieser ganzen sinnlosen digitalen Nullsummenspiele hinwegsehen.
Mario Leo & Alex von Kuczkowski: "Kaufen Sie Ronaldo!", Verlag Die Werkstatt