Mit einer Verspätung von mehr als 25 Jahren gönnte ich mir die - bereits 1998 erschienene - Biographie von Weltmeister Jürgen Kohler. Ich habe ja schon an anderer Stelle darauf hingewiesen: Jedes Buch hat seine Zeit. Und jetzt war in meinen Augen eben die Zeit für die Erinnerungen des "Koksers" gekommen. Doch ich zog ziemlich langes Gesicht, als ich das Buch auspackte und aufklappte. Ja, schon klar, es heißt "An mir kommt keiner vorbei. Meine internationale Karriere." Aber wer ahnt denn, dass dies wortwörtlich zu nehmen war und es tatsächlich nur um die Nationalmannschaftskarriere Kohlers geht? Der eisenharte Vorstopper hatte in Mannheim die Schule von Klaus Schlappner - gleichzeitig eine Art Vaterfigur - durchlaufen, erlebte dann spannende Jahre unter Christoph Daum in Köln, wechselte zum FC Bayern, bei dem er trotz des Meistertitels 1990 nicht so ganz glücklich wurde, zog weiter zu Juventus Turin und erlebte später unter Ottmar Hitzfeld bei Borussia Dortmund einen zweiten Frühling. Doch von all dem liest man im Buch ... nichts.
Nun bietet Kohlers Karriere im Nationalteam zweifellos genügend Stoff für ein Buch: Weltmeister 1990, Vizeeuropameister 1992, zumindest auf dem Papier Europameister 1996, da ist einiges zu erzählen. Aber wieso nicht beides - Vereins- und Nationalelfkkariere? Zumal - und insoweit ist es eben doch ein Stück Etikettenschwindel - Kohler ja auch über siebzig Partien in europäischen Wettbewerben absolvierte und 1997 die Champions League gewann. Auch das gehört zu seiner internationalen Karriere, bleibt im Buch aber ebenfalls unterwähnt. Diese Selbstbeschränkung ist einfach nur schade und mindert den Wert der - an sich nicht schlecht geschriebenen - Biographie doch erheblich.
Nun bietet Kohlers Karriere im Nationalteam zweifellos genügend Stoff für ein Buch: Weltmeister 1990, Vizeeuropameister 1992, zumindest auf dem Papier Europameister 1996, da ist einiges zu erzählen. Aber wieso nicht beides - Vereins- und Nationalelfkkariere? Zumal - und insoweit ist es eben doch ein Stück Etikettenschwindel - Kohler ja auch über siebzig Partien in europäischen Wettbewerben absolvierte und 1997 die Champions League gewann. Auch das gehört zu seiner internationalen Karriere, bleibt im Buch aber ebenfalls unterwähnt. Diese Selbstbeschränkung ist einfach nur schade und mindert den Wert der - an sich nicht schlecht geschriebenen - Biographie doch erheblich.
Interessant ist allerdings, dass das Werk seinerzeit offenbar in einer Art Eigenverlagsprojekt erschienen ist. Einige Verkäufer schreiben es dem Verlag Rolf Angerer in Nüßloch zu, aber dafür gibt es auf dem Cover keinerlei und im Impressum nur einen kleinen Anhaltspunkt. Letzeres spricht übrigens von einer Erstauflage von 10.000 Exemplaren - mich würde mal interessieren, wieviel davon wirklich verkauft wurden. Wobei der Fußballbuchmarkt 1998 noch ein anderer war und solche Stückzahlen durchaus über die Ladentische gehen konnten. Aber zurück zum Verlag: Wenn man will, kann man dem Cover ein "DH Sports"-Logo entnehmen und im Impressum ist auch von einer Projektleitung durch Dieter Heimen die Rede, der Vetrieb wiederum lag bei einem Jürgen Strugalla aus Mannheim. Wie genau da die Zuständigkeiten verteilt waren, bleibt unklar. Wenn es mehr oder weniger eine Eigenverlagsarbeit ist, dann eine wirklich professionelle, wenn man von der bedauerlichen inhaltlichen Selbstbeschneidung mal absieht. Dummerweise gibt es bisher auch kein anderes Buch über Jürgen Kohler. Wer eine Erinnerung in Buchform möchte, muss also zu diesem Werk greifen.
Jürgen Kohler: "An mir kommt keiner vorbei. Meine internationale Karriere.", D.H. Sports / Verlag Rolf Angerer