Mittwoch, 28. Dezember 2022

Bayern-Maulwurf enttarnt! Vielen Dank, Herr Falk!

Christian Falk, für den FC Bayern München zuständiger Chefreporter der "Sport-Bild", hat ein Buch über seine Karriere geschrieben, wobei er sich weitgehend an seiner (von ihm reichlich selbstgefällig beschriebenen) jahrelange Fehde mit dem von ihm einst als "Chefchen" titulierten Bastian Schweinsteiger entlangarbeitet. Das ist okay und noch gar nicht mal uninteressant, weil das Buch hochinteressante Einblicke in den Alltag der "Sport-Bild" und ihrer Reporter gewährt.

Natürlich beschreibt Christian Falk die "Sport-Bild"-Chefredakteure als coole, toughe Typen, die Sätze wie "Ich fresse meine Worte!" sagen. Als Übersetzung von "To eat my words" ist das ungefähr so exakt wie "Am Ende des Tages" als Übersetzung für "At the end of the day". Wesentlich interessanter sind aber die entlarvenden Passagen des Buches - und ich bin mir nicht sicher, ob dem lieben Christian bewusst war, was und wieviel er von sich und seiner Arbeit verrät. So gibt er am Beispiel von Jens Jeremies, den er für eine alberne Story über ostdeutsche Kicker und ihren Russisch-Unterricht gewinnen wollte, ungeniert zu, dass ein Spieler, der nicht mit ihm redet, mit schlechter Presse belohnt wird. Ebenso unumwunden räumt er ein, dass es bei "Sport-Bild" nicht um Inhalte, sondern ausschließlich und nur um die Verpackung geht. Als sein Chef unbedingt eine Bayern-Fotostory unter dem Label "Die vier Musketiere" haben wollte, wählte Falk als Nummer vier Daniel van Buyten. Der hatte zwar, wie Falk selbst zugibt, keinerlei Berechtigung, als einer von vier Musketieren geführt zu werden, spielte er doch sportlich zu diesem Zeitpunkt längst keine Rolle mehr bei den Münchnern, aber van Buyten war für Falk der Schlüssel zu Ribery, der wiederum zwingend dabei sein musste. Also lief es nach dem bekannten "Sport-Bild"-Prinzip: Falk stärkte - wie er selbst schreibt - van Buytens Stellung im Team, der sich dafür revanchierte, indem er Falk Ribery "zuführte".


Noch interessanter (und noch selbstgefälliger!) sind die Passagen über den Informellen Mitarbeiter ("Maulwurf"), den Falk über viele Jahre bei den Münchnern platziert hatte. Er platzt praktisch vor Stolz, weil es ihm gelungen ist, wieder und wieder Interna aus der Kabine zu bekommen. Nur leider verrät er dabei mehr, als er wollte: Wer das Buch mal ganz gezielt mit Blick auf diesen Maulwurf durchliest, wird am Ende keinen Zweifel mehr haben, um wen es sich bei jenem Informanten handelte. Es ist genau der Spieler, den man für derartige Spitzel-Dienste als ersten in den Blick nehmen würde. Jener Spieler (inzwischen Ex-Spieler), der im Laufe der Jahre wieder und wieder als schmierige Charakter-Wanze aufgefallen ist, der sich immer wieder auf Kosten anderer profiliert hat, der zutiefst illoyal gegenüber früheren Trainern und (in der Nationalmannschaft) einem früheren Mitspieler agierte und es mit einem "kritischen" Interview und einem "kritischen" Buch in der Kunst des kalkulierten Tabubruchs zur Perfektion brachte. Danke für diese Information, Herr Falk! Und dank an Uli Hoeneß - dessen letzte gute Tat war es, eine Funktionärskarriere dieses Spielers beim FC Bayern verhindert zu haben.

Was ist zu dem Buch sonst zu sagen? Ich lande immer wieder bei dem Begriff "selbstgefällig". Falk prahlt mit den angeblichen Spitznamen, mit denen ihn die Spieler des FC Bayern bedacht haben sollen ("Falki", "Falcao") - so als wäre er ein Westernheld mit speziellem Prärienamen. Er erweckt den Eindruck, als habe sich Bastian Schweinsteigers gesamtes Denken und Fühlen nur um ihn, Christian Falk, gedreht - wenn Schweinsteiger einen Medientermin hatte, habe er sich angeblich erkundigt, ob Falk auch da sei, Fragen von Falk haben ihn aus dem Konzept gebracht, in den Münchner Cafes habe sich Schweinsteiger von Falk verfolgt gefühl usw. 

Und hier und da stolpere ich auch über die Tatsachen. So beschreibt Falk ausführlich, wie sich Sabrina Völler über die Arbeit von Otto Rehhagel geäußert habe. Allerdings hat Rudi Völler seine zweite Frau Sabrina erst in seiner Zeit in Rom kennengelernt, d.h. nach seiner Bremer Zeit. Sabrina mag Rehhagel von gelegentlichen Besuchen kennen, wirklich vertraut ist sie mit ihm nicht.

Christian Falk: "Inside FC Bayern: Ein Reporter blickt hinter die Kulissen des Rekordmeisters", riva Verlag