Sonntag, 10. August 2025

Das geht deutlich besser: Ein Blick auf die Saudi Pro League

"Wieso gibt es ein solches Buch nicht auf dem deutschen Markt?", habe ich mich gefragt, als ich voller Vorfreude Ryan Mersons in Spanien erschienenes Buch "La burbuja saudí" (zu deutsch etwa: "Die saudische Blase") in die Hand nahm. Die Saudi Professional League (SPL) ist spätestens seit Cristiano Ronaldos spektakulärem Wechsel zum Al-Nassr FC und dem anschließenden Exodus weiterer europäischer und südamerikanischer Altstars nach Saudi-Arabien als neue schwergewichtige Akteurin auf dem Transfermarkt in aller Munde. Der mit 10 Millionen Euro (netto!) bestverdienende deutsche Fußballtrainer überhaupt - Matthias Jaissle, zuvor RB Salzburg - arbeitet dort und hat mit Al Ahli SFC gerade die asiatische Champions League gewonnen. Dies könnte übrigens dazu führen, dass er demnächst 20 Millionen pro Jahr bekommt. Bei Al Ahli arbeitet mit Torwarttrainer Alexander Bade auch ein weiterer Deutscher. Dem gebürtigen Berliner tritt man sicher nicht zu nahe, wenn man festhält, dass er nicht zur ersten oder zweiten Reihe deutscher Trainer gehört, auch wenn er immerhin schon auf die Stationen Austria Wien und Ferencváros Budapest verweisen kann. Nun hat er in Saudi-Arabien möglicherweise den ersten richtig attraktiven Vertrag seiner Karriere unterschrieben.
 
Diese deutschen Bezüge und dazu die Riege an Weltstars - Neymar, Ronaldo, Mané, Benzema und so weiter -, die ihren Weg in die SPL und dort keineswegs alle ihr Glück gefunden haben, müssten doch für genügend Interesse an einem Buch über die SPL sorgen. Ihre Gründung und Geschichte, die Einflüsse ausländischer Trainer, die Rolle des saudischen Public Investment Fonds, der Transfer Ronaldos und ein Blick auf den Alltag der Legionäre in Saudi-Arabien - für mich wäre das hochspannend. Die "Sport-Bild", die naturgemäß viel schneller reagieren kann, hat es für den Zeitschriftenmarkt vorgemacht. Dort gab es ab 2023 gleich mehrere große Artikel über die Klubs in der SPL, über die dorthin gewechselten Ausländer und deren Gehälter, über den Besuch eines Spiels der SPL und so weiter. Das waren richtig gute, unterhaltsame Geschichten, und genauso etwas hätte ich mir als Buch gewünscht, etwas ausführlicher und vertiefter als die "Sport-Bild"-Beiträge natürlich, aber im Grunde genau das.

Ein solches Buch gibt es auf dem deutschen Markt jedoch (bisher) nicht und leider - meine Enttäuschung war riesig - ist auch Mersons Werk kein solches Buch. Wenngleich im Aufbau durchaus nahe an dem, was ich mir vorgestellt habe, ist es eine unfassbar trockene, abstrakte und theoretische Lektüre. Da ist im Stile eines Lehrbuchs von Transformation und Diversifizierung die Rede, von "fundierten Transferentscheidungen" und von "langfristiger Nachhaltigkeit" und ähnlichem. Aber es gibt keine Farbe, keine Bilder, keine Geschichten - und konkrete Personen kommen auch nur vor, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt. Hinzu kommt eine wirklich schlimme Redundanz - nahezu jeder Gedanke wird einmal, zweimal, dreimal wiederholt, egal ob es um die schwindende Attraktivität der SPL bei zunehmendem Gefälle zwischen den Klubs oder die Rolle des Fußballs beim Kampf um Gleichberechtigung geht. Stellenweise ist es so schlimm, dass ich mich gefragt habe, ob der Autor bei der Erstellung des Buches einen Teil der Arbeit einem KI-Tool überlassen und den Text nicht ordentlich schlussredigiert hat.

Unter dem Strich kann ich das Buch leider gar nicht empfehlen, weil es eines nicht ist: Ein spannender, unterhaltsamer Einblick in eine exotische, bunte Welt mit schwerreichen Klubs, die der englischen Premier League mühelos Paroli bieten können, und mit alternden Stars, die für aberwitzige Gehälter und bei sengender Hitze ihr noch immer großartiges Können zeigen und die SPL auf der fußballerischen Weltkarte etablieren.
 
Ryan Merson: "La burbuja saudí", Kindle Direct Publishing