Donnerstag, 7. August 2025

Frank Mill: Ein weiterer unerwarteter Abschied

Biographien von Franz Beckenbauer, Andreas Brehme, Christoph Daum - die Zahl der (meist schon etwas älteren) Bücher, die wir anlässlich des Todes des jeweiligen Sujets wieder aus dem Regal holen, nimmt in deprimierender Weise zu. Jetzt ist mit Frank Mill der nächste unserer 1990er Weltmeister viel zu früh von uns gegangen - und wir wollen auch ihm hier in bestmöglicher Weise gedenken, nämlich mit einem Blick in die 2017 im Verlag Die Werkstatt erschienene Biographie "Das Schlitzohr des deutschen Fußballs" von Frank Lehmkuhl.  

Ich habe das Buch bestimmt schon drei-, viermal gelesen, obwohl ich mit Frank Mill nie so wirklich warm geworden bin. Lehmkuhls Buch ist, ähnlich wie beispielsweise die Peter-Neururer-Biographie von Thomas Lötz, eines dieser Bücher, die - ohne irgendwie sensationell zu sein - bleibende Erinnerungen an bestimmte Personen, bestimmte Phasen des deutschen Fußballs und das Selbstverständnis der Bundesliga und ihrer Akteure in dieser Zeit schaffen und deshalb jedenfalls für mich sehr wichtig sind. Lehmkuhl nimmt sich mit Sorgfalt Mills Stationen vor - bei Rot-Weiß Essen, in Gladbach, natürlich die Dortmunder Zeit und dann den Ausklang in Düsseldorf. Mills schwieriges Verhältnis zur Nationalelf bekommt ein eigenes Kapitel, ebenso der dritte Platz bei Olympia 1988. Interessanterweise war die Zeit unter Hannes Löhr für Mill ebenso wie für seinen - leider auch schon verstorbenen - Kumpel Wolfram Wuttke die wohl schönste in einem deutschen Auswahlteam.

Das Buch ist eine unterhaltsame Rückschau auf Mills beeindruckende Karriere, locker geschrieben und, wenn man nicht gerade ein eingefleischter und mit allen Fakten vertrauter Fan des Stürmers ist, auch informativ. Ich hätte mir allerdings noch mehr - wesentlich mehr - Einblicke in Mills Gedankenwelt, seine Empfindungen und Erinnerungen und Eindrücke gewünscht, gerade was seinen Blick auf und sein Verhältnis zu einstigen Kollegen und Konkurrenten angeht. Obwohl er mit schöner Regelmäßigkeit traf, obwohl er einen legendären Ruf als "mit allen Abwässern geschwaschenes" (Norbert Dickel) Schlitzohr und als Efmeterschinder hatte, war er bei seinen Trainern ja nie gänzlich unumstritten. Immer wieder wurden ihm andere, vermeintlich hochkarätigere Stürmer vor die Nase gesetzt oder zumindest zur Seite gestellt. Wie war sein Verhältnis zu denen, was dachte er über sie und die jeweilige Konkurrenzsituation, der er sich nach meiner Erinnerung durchaus auch mit harten Bandagen stellte? Davon erfährt man leider wenig bis nichts. Der Name Fleming Povlsen kommt im Buch ein einziges Mal vor, der Name Stéphane Chapuisat ebenfalls. Der 1989 für knapp zwei Millionen Euro vom FC Bayern verpflichtete Jürgen Wegmann taucht - jedenfalls in diesem Kontext - gar nicht auf, von Sternschnuppen wie Mark Strudal ganz zu schweigen. Selbst ein Michael Rummenigge findet nur vergleichsweise kurze Erwähnung. Hier wären mehr Nähe, mehr Einblicke wünschenswert gewesen.

Als Erinnerung an einen der besten Bundesligastürmer der achtziger Jahre ist das Buch gleichwohl wunderbar. Machen Sie es gut, Herr Mill!

Frank Lehmkuhl: "Frank Mill: Das Schlitzohr des deutschen Fußballs", Verlag Die Werkstatt

Sonntag, 3. August 2025

"Fanprofit": Wunderbare Idee, ausbaufähige Umsetzung

Der Autor Moritz Heigwer ist noch relativ jung, Anfang dreißig, auf den kursierenden Autorenfotos wirkt er sogar noch etwas jünger.  Er hatte eine Idee für ein Buch über die bestehenden Möglichkeiten, als Fan mit seinem Lieblingssport Geld zu verdienen - doch er hat es nicht bei der Idee belassen, sondern hat sich, abends nach getaner Arbeit als Risikomanager in einem Medizintechnikunternehmen, hingesetzt, hat recherchiert und geschrieben und redigiert und umgeschrieben und dann Bilder und Grafiken beigefügt und das Ganze als Selfpublishing-Projekt bei KDP zu einem 370 Seiten umfassenden Buch ("Fanprofit: Profit für die Fans") gemacht. Allein das ist für mich schon ein Grund zur Freude. Es gehört viel Zähigkeit und Durchhaltevermögen dazu, ein Buchprojekt dieser Art wirklich zu Ende zu bringen, zumal neben den regulären Alltagspflichten und ohne einen Verlag an der Seite, ohne ein professionelles Lektorat, ohne Mitstreiter, die sich beruflich mit der Vermarktung von Büchern befassen - und ohne die Aussicht, damit nennenswert Geld zu verdienen. Und deshalb ziehe ich schon einmal vorab den Hut, noch ehe ich die erste Seite gelesen habe. Und, ja, mir ist wohl bewusst, dass - seit die Verlage ihre Rolle als Gatekeeper eingebüßt haben - jeder, wirklich jeder Schund als Selfpublishing-Projekt veröffentlicht werden kann. Aber über so ein Buch reden wir hier nicht, auch wenn ich gleich noch ein wenig mäkeln werde.

Fangen wir mal mit der Buchidee an. Denn die ist großartig. Während Spieler, Trainer, Manager und Spielerberater mit dem Fußball Millionen verdienen - und ich gönne ihnen jeden Cent! -, stehen Fans in der Regel am abgebenden Ende: Sie bezahlen für Tickets und für Trikots, für Auswärtsreisen, Stadionbesichtigungen, TV-Abos und natürlich auch für die Bratwurst und das Bier in der Halbzeitpause. Warum also nicht mal der Frage nachgehen, ob und welche Möglichkeiten ein Fan hat, sein Wissen rund um den Fußball in einen kleinen oder größeren Nebenverdienst umzumünzen. Was gäbe es Besseres, als mit dem schönsten Hobby der Welt auch noch Geld zu verdienen? Und, wie Heigwer in "Fan-Profit" darlegt, gibt es da so einige Möglichkeiten: Sportwetten, Vereinsaktien, Sammelkarten, Beteiligungen an Fußball-Start-ups, NFT`s, Fußball-Bücher, Fußball-Blogs (soso!) und so weiter. Der Autor widmet sich jedem der möglichen Investments mit seinen Vor- und Nachteilen, Möglichkeiten und Grenzen, Chancen und Risiken.

Und genau hier fangen leider auch die Probleme an. Denn Heigwer kann sich nicht für eine gleichbleibende Flughöhe entscheiden und findet, schlimmer noch, nach meinem Eindruck nur selten die richtige. So pendelt das Buch zwischen allgemeinen und in dieser Form leider völlig nutzlosen Disclaimer-Sätzen a la "Ein Buch kann sowohl im Wert steigen als auch fallen.", Binsenweisheiten wie "Lege nicht alle Eier in einen Korb!" und holprigen Allgemeinplätzen ("Diese Art von Blogs kann auch eine Marke aufbauen und sich als Autorität in ihrem Bereich etablieren, was sich in Werbe- und Sponsoring-Möglichkeiten niederschlagen kann.") einerseits und höchst detaillierten, aber dennoch abstrakten Berechnungen von Wahrscheinlichkeitswerten sowie einem Loblied auf den Zinseszinseffekt andererseits. Der Erkenntnisgewinn bleibt hier überschaubar und die Lesbarkeit leidet, wenn die Ausführungen etwas allzu Lehrbuchhaftes bekommen, leider ebenfalls. Am anschaulichsten ist Heigwer noch dort, wo er über ganz konkrete eigene Erfahrungen berichtet, nämlich beim Kauf und Verkauf von NFT's beim Soare-Fantasy-Manager-Spiel. Hier erfährt der Leser, wie Heigwer erst Messi und Kimmich verpflichete, den Argentinier ob seines drohenden Abgangs von Paris Saint-Germain ein Jahr später aber wieder verkaufte und wie er kontinuierlich kleine Gewinne erwirtschaftete. Solche konkreten Beispiele und Erfahrungen hätte ich mir auch an anderer Stelle gewünscht. Wie man beispielsweise hochspannend, pointiert und ungeheuer unterhaltsam über die Gewinnchancen bei Sportwetten schreibt (bzw. spricht - soweit ersichtlich, ist nur eine Audiobook-Ausgabe verfügbar), hat Jörg Bochow mit "Sportwetten-Millionär: Mit Sportwetten viel Geld verlieren und noch mehr gewinnen" bewiesen. Und Mike Hager hat das gleiche für NFT's geleistet ("Reich mit NFTs: Investieren in Non-Fungible Tokens"), wengleich nicht ganz mit Bochows Spirit. Das Hauptverdienst von "Fanprofit" dürfte letztlich darin bestehen, alle fußballbezogenen Verdienstmöglichkeiten einmal zusammengetragen und mit kurzen Themenaufrissen aufgelistet zu haben. Das ist nicht schlecht, aber da war deutlich mehr drin.

Moritz Heigwer: "Fanprofit: Profit für die Fans", Kindle Direct Publishing 

Mittwoch, 30. Juli 2025

Football Dynamo: Ein Blick auf die russische Premier League

(KL) Seit Russland im Februar 2022 die Ukraine überfallen hat, ist es auch von der fußballerischen Landkarte weitgehend verschwunden. Zog die dortige Premier League mit ihren finanzkräftigen Klubeigentümern und Mäzenen zuvor auch zahlreiche deutsche Spieler und Trainer an - von Kevin Kurányi über Benedikt Höwedes bis hin zu Dietmar Beiersdorfer, Markus Gisdol, Sandro Schwarz und Daniel Farke -, sind Engagements in Moskau inzwischen moralisch bedenklich und wirtschaftlich schwierig. Als Sandro Schwarz seine Zelte bei Lokomotive Moskau nach Kriegsausbruch nicht umgehend abbrach, riet ihm der "Kicker", seine "blutbesudelten Rubel" doch bitte an die Ukraine-Hilfe zu spenden. Es geht auch weniger melodramatisch: Im Juni 2025 gab der schweizerische Trainer Fabio Celestini seinen Wechsel zum Armeesportklub ZSKA Moskau bekannt - laut "11Freunde" für das Fünffache seines bisherigen Gehalts beim FC Basel. Der "Blick" wies darauf hin, dass es für Celestini aufgrund der aktuellen Sanktionen schwierig werden dürfte, dieses Geld aus Russland heraus und in westliche Staaten hineinzubringen. Es bleibt abzuwarten, wie der Schweizer dieses Dilemma löst.

Fakt aber ist: Zumindest für ein paar Jahre dachte man, dass die russische Premier League ein neues, sportlich reizvolles und finanziell attraktives Eldorado für deutsche Kicker - und zwar nicht nur für angehende Fußballrentner - werden könnte. Für mich war das damals Anlass, dieser Liga etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Einen guten Einstieg bot der britische Journalist Marc Bennetts mit seinem 2008 erschienen Buch "Football Dynamo - Modern Russia And The Peoples Game", das die Entwicklung der Premier League nach dem Zerfall der Sowjetunion und die Rolle der russischen Nationalelf beleuchtet. Bennetts beginnt mit der Hauptstadt Moskau, in der unter anderem die Traditionsklubs Spartak, Dynamo, ZSKA, Lokomotive und Torpedo beheimatet sind. Dann zieht er weiter nach St. Petersburg und schließlich in die Provinz und berichtet gleichzeitig, wie sich der russische Fußballverband nach etlichen Misserfolgen im Sommer 2006 schweren Herzens zur Verpflichtung eines Ausländers - Guus Hiddink - durchrang und erste Anfangserfolge bei der Europameisterschaft 2008 feierte. Er spricht über Eintrittsgelder und die Eingewöhnungsschwierigkeiten ausländischer Spieler, lässt Fans zu Wort kommen und nimmt sich auch so brisanter Themen wie etwa dem "Match-fixing" an.

Der Leser erhält durch das Buch nicht nur einen Überblick über die Entwicklung des  Fußballs zwischen Wolga und Ural, sondern erfährt auch viel über die "russische Seele" und das Lebensgefühl der Menschen. Bennetts, der selbst mit einer Russin verheiratet ist, schildert seine (oft schwierigen) Recherchen - Treffen mit Klubpräsidenten und Spielern, Besuche in gut bewachten Trainingskomplexen, die oft wiederholten und mitunter vergeblichen Interviewanfragen. Teilweise erhielt er von seinen Gesprächspartnern auch "wohlmeinende" Ratschläge wie jenen, sich doch lieber auf den Fußball an sich zu beschränken und die Skandale unbeachtet zu lassen. Seine stärksten Momente hat das Buch bei der Schilderung dieser und ähnlicher Situationen. Etwa, wenn der Leser erfährt, dass der neuverpflichtete Nationaltrainer Guus Hiddink an seinem ersten Arbeitstag im "Schlabberloook" und in Sandalen erschien - für viele ein Unding, denn, so Bennetts, "Russians are sticklers for dress codes". Oder bei der Schilderung, wie Präsident Putin das Team von ZSKA Moskau nach dem UEFA-Cup-Sieg 2005 in seiner Datscha empfing. Obgleich er sich bekanntlich bei jeder Gelegenheit als "sportlicher" Staatsmann geriert (gern mit freiem Oberkörper), ist Putin überraschenderweise kein Fußballfan. In seinen ersten Jahren als Präsident, so Bennetts, habe er zwar gelegentlich einige Spiele besucht, inzwischen aber längst darauf verzichtet, irgendein echtes Interesse an dem Sport zu heucheln. Als er die Kicker von ZSKA empfing, hielt er zunächst eine kurze Rede, um dann ein wenig mit einem ihm gereichten Ball herumzujonglieren. Obwohl er ihn nur einige wenige Male in der Luft halten konnte, applaudierten die Spieler höflich - und die Brasilianer im Team grinsten betreten, "als der Führer des größten Landes der Welt Fußballfertigkeiten zeigte, mit denen sich jedes fünfjährige Mädchen an den Stränden daheim blamieren würde".

Mein Problem mit derartigen Passagen war, dass es ihrer zu wenige sind. Über weite Strecken bleibt Bennetts' Buch zu distanziert, zu wenig atmosphärisch. Ich sehe die supermodernen Trainingszentren nicht, in denen die Spieler vor den Partien kaserniert werden. Ich sehe nicht, wie die Legionäre in Moskau oder in der Provinz leben. Stattdessen finden sich, mitunter ein wenig wahllos aneinander gereiht, kurze geschichtliche Abrisse, schematische Schilderungen von Spielen, etwas bemüht anmutende Verweise auf die russische Literatur und Ausflüge in die Politik, die häufig überhaupt keinen oder bestenfalls einen entfernten Bezug zum Sujet haben. So erfährt der Leser, dass der frühere sowjetische Geheimdienstchef Berija auf Moskauer Straßen von seinen Schergen ihm gefallende Frauen aufsammeln ließ, die er später in seiner Wohnung vergewaltigte, und dass viele Jahre später bei der Renovierung seiner Residenz überall Skelette gefunden wurden. Der Leser wird auch darüber informiert, dass in der russischen Armee Rekrutenmisshandlungen gang und gäbe sind und in einem besonders schlimmen Fall Ende 2005 die Amputation beider Beine und der Genitalien eines Soldaten erfolgen musste. Das alles ist furchtbar und grausam, hat aber in einem Buch über den russischen Fußball nichts zu suchen. Ohnehin gelingt dem Autor die notwendige Selbstbeschränkung nicht. Zu viel will er in die dreihundert Seiten hineinpacken, zu sehr will er dem Leser "sein" Russland zeigen, als dass wirkliche Dichte oder gar Spannung erzeugt werden könnten. Dennoch lohnt die Lektüre, weil es ein vergleichbares Konkurrenzwerk zum russischen Fußball auch fast zwanzig Jahre nach Erscheinen des Buches nicht gibt.

Wie gesagt, derzeit ist die russische Premier League wie so viele andere Dinge aus diesem einst faszinierenden Land vom Radar verschwunden, das war unvermeidbar angesichts der Gräueltaten in der Ukraine. Aber es wird eine Zeit nach diesem sinnlosen Krieg kommen, nach Putin, Medwedew und Co. und nach all dem, was Russland derzeit von der zivilisierten Welt trennt. Und dann, irgendwann, wird das Land, das so großartige Fußballer wie Lew Jaschin hervorgebracht hat, vielleicht auch wieder eine Wahlheimat deutscher Kicker. Bis dahin müssen wir uns mit Büchern wie dem hier begnügen.

Marc Bennetts: "Football Dynamo - Modern Russia And The Peoples Game", Virgin Books

Montag, 28. Juli 2025

Jörg Berger: Wanderer zwischen den Welten

(KL) Vom FC Carl Zeiss Jena und der zweiten Mannschaft des Halleschen FC über die DDR-Jugendauswahl, Darmstadt 98 und Fortuna Düsseldorf, Eintracht Frankfurt und Schalke 04 bis hin zum FC Basel und dem westtürkischen Club Bursaspor: Der 2010 leider viel zu früh verstorbene Fußballtrainer Jörg Berger blickte auf eine schillernde Karriere zurück. Ein Jahr vor seinem Tod erschien seine Autobiographie "Meine zwei Halbzeiten: Ein Leben in Ost und West", die sich auch heute, fünfzehn Jahre später, immer noch wunderbar liest. Wer sich für die Bundesliga interessiert, für den Alltag eines Trainers in der DDR-Oberliga beziehungsweise -Liga, in der Bundesliga und im Ausland, für die typischen Umgewöhnungsschwierigkeiten der aus der DDR geflüchteten Fußballer und - leider - auch für den Umgang mit der Diagnose "Krebs", dem ist Jörg Bergers Buch wärmstens zu empfehlen.

Auch wenn ich stellenweise den leisen Verdacht hatte, Bergers Ghostwriterin sei Katja Kessler, die bekanntlich Dieter Bohlens Biographie "Nichts als die Wahrheit" schrieb, wirkt das Buch erfreulich authentisch. Natürlich fragt man sich bei Dialogen, die dreißig Jahre zurückliegen, immer, wie exakt sie wiedergegeben sind. Natürlich beschleicht einen mitunter der Eindruck, dass Jörg Berger seine Aufmüpfigkeit gegenüber den DDR-Oberen hier und da ein wenig zu seinen Gunsten nuanciert hat. Aber nichts wirkt erfunden oder allzu sehr geschönt. Gut, es gibt Passagen, die ein wenig ermüden, etwa, wenn er allzu detailliert schildert, wie hiflos und überfordert er als "gelernter DDR-Bürger" nach seiner Ankunft in der Bundesrepublik im Umgang mit Politessen, Parkautomaten und Straßenbahntüren, die sich nur auf Knopfdruck öffneten, war. Jörg Berger ist es jedoch recht gut gelungen, in seinen Beschreibungen Geist und Stimmung der jeweiligen Zeit wiederzugeben, selbst wenn dies mitunter - aus heutiger Sicht - unfreiwillig komisch wirkt. So berichtet Berger beispielsweise über seine Ausbildung in einer Baubrigade, in der er - dies darf zwischen den Zeilen gelesen werden - mit seinen Reisen als Fußballer in den Westen tüchtig angab. Einmal, so führt er aus, "erschien ich nach einer West-Reise mit einem hellblauen T-Shirt zur Arbeit. Ich fand mich ganz toll darin. Alle blickten mich an, doch von Bewunderung keine Spur. Stattdessen war Fremdheit, Irritation, auch Ablehnung in ihren Gesichtern zu lesen. 'Was ist denn los?', fragte ich. 'Habe ich die Pest?'" Keineswegs. Der kleine Jörg, der den angehenden Fußballstar offenbar nur allzu gern heraushängen ließ, musste sich von seinen Kollegen belehren lassen: "Hellblau ist doch die Farbe der Schwulen." Eilig zog er das Hemd aus. "Nie wieder kaufte ich mir danach etwas Hellblaues."

Die eigentliche Stärke des Buches liegt allerdings in anderen Passagen. Bergers Anfangszeit als Trainer in der DDR, seine atemberaubende Flucht und sein Neuanfang als Trainer im Westen mit der allgegenwärtigen Angst vor dem langen Arm der Staatssicherheit, all das ist wunderbar packend geschrieben. Dabei wartet er durchaus mit interessanten Einsichten auf. So habe ich all die Jahre nicht verstanden, dass DDR-Trainer, die an der DHfK in Leipzig eine international geschätzte Ausbildung absolviert hatten, nach ihrer Flucht in den Westen trotzdem an der DSHS in Köln den dortigen Schmalspurlehrgang belegen (und zuvor die A-Lizenz erwerben) mussten, wenn sie als Bundesligatrainer arbeiten wollten. Einen Lehrgang übrigens, bei dem Bücher aus der DDR verwendet wurden, wie Berger etwas angesäuert erzählt. Aber er beschwert sich nicht. Sondern räumt ein: "Es waren die Vorgaben des DFB, die dazu führen, dass ich die nötige Härte und das Durchsetzungsvermögen entwickelte, um mich in der Bundesliga als Trainer zu behaupten." Leider geht Berger über spätere Stationen seiner Karriere sehr schnell hinweg. So ist ihm seine Zeit beim FC Basel gerade mal sechs Zeilen wert, die Zeit beim Karlsruher SC sogar nur einen Halbsatz. Das ist sehr schde, denn eine Analyse seines dortigen Scheiterns hätte mich sehr interessiert. Das Schlusskapitel ist seinem Kampf gegen den Krebs gewidmet.

Jörg Berger: "Meine zwei Halbzeiten: Ein Leben in Ost und West", Rowohlt

Dienstag, 8. Juli 2025

Leider zu steril: Ein Blick auf den Fußball in Frankreich

(KL) Der französische Fußball fasziniert mich schon deshalb, weil er seit jeher ein Sehnsuchtsort deutscher Legionäre war. Nicht nur Bundesliga-Stars der ersten Garde wie Karlheinz Förster (Olympique Marseille), Klaus Allofs (ebenfalls Olympique Marseille, später Girondins Bordeaux), Pierre Littbarski (Racing Paris), Rudi Völler (Olympique Marseille) oder Jürgen Klinsmann (AS Monaco) zog es in die seinerzeitige Division 1 und heutige Ligue 1. Auch für die zweite, dritte und sogar vierte Reihe des deutschen Fußballs fanden sich im Nachbarland zahlungswillige Klubs. Ich denke da an Dieter Müller (Girondins Bordeaux), Thomas Allofs (Racing Straßburg), Norbert Nachtweih (AS Cannes), Wolfgang Rolff (Racing Straßburg), Uwe Reinders (Girondins Bordeaux und Stade Rennes) oder Roland Wohlfarth (AS Saint-Etienne), aber eben auch an Kicker wie Walter Kelsch (Racing Straßburg), Thomas Remark (Olympique Lyon) und Peter Reichert (FC Toulouse). Und die Konditionen im Nachbarland? Als Manfred Kaltz 1989 im (sehr späten) Spätherbst seiner Karriere zu Girondins Bordeaux wechselte, berichtet die Sport-Bild, dass er dort ein Jahresgehalt von umgerechnet 500.000 DM netto erhalte. Netto! 1989 war das eine sensationell hohe Summe, zumal für einen 36jährigen. So ganz habe ich das der Sport-Bild damals zwar nicht abgenommen, aber ich wollte es gern glauben - und habe mich für Manfred Kaltz riesig gefreut. Ich sah ihn, den großen alten Schweiger des HSV, mit einem Glas Rotwein entspannt am Atlantik sitzen, seine letzten Fußballtage in der deutlich ruhigeren Division 1 genießen und Monat für Monat einen überaus gesunden Scheck über rund 40.000 DM kassieren. Zugegeben, so ganz ging das nicht auf, weder für das HSV-Urgestein noch für etliche andere Frankreich-Legionäre. Kaltz fand sich, als bei Girondins ein neuer Trainer mit anderen Vorstellungen kam, schon bald beim FC Mulhouse im Elsaß wieder, mit dem er 1990 abstieg, Thomas Allofs' Abenteuer bei Racing Straßbourg währte wegen eines Streits um die Ablösesumme nur wenige Monate, und Pierre Littbarski war während seines kurzen Paris-Gastspiels nach eigenem Bekunden zumeist todunglücklich. Selbst der große Franz Beckenbauer, dem sonst alles gelang, verließ Marseille 1991 nach nur zwölf Monaten Amtszeit als Trainer beziehungsweise Sportdirektor ohne den erhofften Europapokalsieg und vergleichsweise desillusioniert.

Dennoch übt das Fußballland Frankreich bis heute einen enormen Reiz auf deutsche Kicker und Trainer aus. Und deshalb freute ich mich auf das Buch "Va-Va-Voom: The Modern History of French Football" von Tom Williams, das letztes Jahr bei Bloomsbury Sport erschienen ist. Sicher, einen Grund, den deutschen Legionären besondere Beachtung zu schenken, hatte der Londoner Journalist bei seiner Länderschau nicht. Aber der französische Fußball bietet ja auch so genug Berichtenswertes: Da war die große Zeit von Olympique Marseille mit seinem ebenso schillernden wie maßlosen Eigentümer Bernard Tapie, da war die Ära von Girondins Bordeaux mit seinem charismatischen und dominanten Präsidenten Claude Bez und da war zum Beispiel der FC Sochaux, der Peugeot-Werksklub aus einem 3.500-Seelen-Dorf, der sich erstaunlich lange in der ersten Liga hielt, dort kleinere Erfolge feierte und mit Stephane Paille eines der größten Stürmertalente der 80er Jahre hervorbrachte, an dem einst sogar der FC Bayern interessiert war.

Williams macht es so, wie ich es auch gemacht hätte - er hechelt die Entwicklung des französischen Fußballs seit den dreißiger Jahren nicht chronologisch durch, sondern widmet sich schlaglichtartig einzelnen Standorten: Bordeaux, Marseille, Nantes, Auxerre Lyon, Paris Saint-Germain und so weiter. Und natürlich geht es da um Tapie, um Bez, um die fast 40 Jahre währende Trainer-Regentschaft von Guy Roux bei AJ Auxerre und zwischendurch auch immer wieder um die großen Siege und Niederlagen der französischen Nationalelf. Das ist alles recht interessant, das liest sich auch ganz gut, aber dennoch bleibt das Buch seltsam steril und blutarm. Zu selten werden Bilder in meinem Kopf erzeugt, zu selten so etwas wie Atmosphäre vermittelt, zumeist bleibt es dann doch eine routinierte, nüchterne Schilderung von Geschehensabläufen. Schade! Da war mehr drin!

Tom Williams: "Va-Va-Voom: The Modern History of French Football", Bloomsbury Sport

Freitag, 13. Juni 2025

Ernst Happel: Intimes, aber durchaus zwiespältiges Porträt

Neulich sprach ich mit einem Verleger über den typischen Verkaufszyklus eines Fußballbuches - und insbesondere das Momentum einer Neuerscheinung. "Die ersten sechs Monate sind die entscheidenden", meinte er, "danach ist das Buch praktisch weg vom Fenster." Früher sei diese Zeitspanne noch doppelt so lang gewesen. Gemessen daran dürfte bei Klaus Dermutz' bereits vor zwölf Jahren erschienener Ernst-Happel-Biographie "Genie und Grantler" (Verlag Die Werkstatt) derzeit nicht mehr viel passieren. Was sehr schade ist, denn es ist ein zeitloses, heute wie damals höchst lesenswertes Buch über einen der ganz Großen der Branche.

Klaus Dermutz, kein Mann vom Fach, sondern einer des Theaters, zeichnet mit viel Sorgfalt alle Stationen des "Wödmastas" nach, die Zeiten als Spieler bei Rapid Wien und Racing Paris, die Trainerjahre in Holland und Belgien, natürlich die Ära als Coach des Hamburger SV und dann Ende der 80er Jahre die Heimkehr nach Österreich als Trainer des FC Swarovski Tirol und schließlich der Nationalmannschaft, ehe er den Kampf gegen den Krebs endgültig verlor.

Mich haben an diesem Buch gleich mehrere Aspekte fasziniert. Zum einen hat Dermutz, wenn ich es richtig sehe, mit seinem Sujet (nur) zwei etwa anderthalbstündige Interviews geführt, eines 1986 in Hamburg und eines 1991 in Innsbruck. Im Übrigen basiert das Buch auf Gesprächen mit Weggefährten und vor allem Archivmaterialien. Drei Stunden mögen viel für einen Mann wie Happel sein, der Pressekonferenzen auch schon mal nach 30 Sekunden beendete. Aber für eine über 300 Seiten dicke Biographie? Ich habe schon mit Autoren gesprochen, die mit ihren Protagonisten die zehnfache Zeit zugebracht haben. Gemessen daran kommt Dermutz der Person Happel beeindruckend nahe - nach der Lektüre hat man ein intimes und rundes Gesamtbild des Menschen, Spielers und Trainers.

Auch wenn Dermutz seinem Landsmann mit unverkennbarer Sympathie und Bewunderung begegnet, spart er - auch das keine kleine Leistung - dessen Schwächen nicht aus. Stellenweise ist die Lektüre sogar ausgeprochen schmerzhaft. Ex-Spieler wie Felix Magath, Horst Hrubesch oder Manfred Kaltz sprechen bis heute nämlich mit größter Hochachtung von ihrem Ex-Coach und weisen immer wieder auf seine enormen menschlichen Qualitäten hin. Doch in seinen letzten Trainerjahren in Österreich, so Dermutz, entwickelte sich Happel, bereits gezeichnet von der Krebserkrankung, zu einem Despoten, der mit grausamer Härte regierte. Erfolge des FC Tirol waren stets sein Verdienst, Niederlagen (wie das legendäre 1:9 im Europapokal der Landesmeister 1990/91 gegen Real Madrid) die Schuld der Mannschaft. Er hintertrieb die Berufung seines argentinischen Ballkünstlers Nestor Gorosito in die Nationalelf, indem er ihn, wenn deren Späher nach Innsbruck kamen, einfach nicht aufstellte - weil er ihn "ausschließlich für seinen Klub haben will und nicht bereit ist, ihn für die langen und anstrengenden Reisen abzustellen". Er legte sich mit Stars wie Hansi Müller und Bruno Pezzey an, die teilweise in die zweite Mannschaft verbannt wurden. Dermutz: "Die Spieler versuchen mit Galgenhumor ihrer Angst Herr zu werden. Sie sehen sich der reinen Willkür ausgesetzt und schließen Wetten ab, wen als nächsten Happels Bannstrahl treffen wird. Der Trainer wird für sie zu einem völlig unberechenbaren Autokraten." Ähnlich unsympathische Züge legte Happel auch im Privatleben an den Tag - gegenüber irgendwelchen Wirtshaus-Spezln zeigte er sich großzügig und beglich in aller Regel die gemeinsamen Rechnungen, für seine letzte Lebensgefährtin, die "die sein Leiden bis zum bitteren Ende miterlebte, nur mehr Helferin, Krankenschwester war, seine Launen, genährt von seiner unheilbaren Krankheit, hinunterschluckte, oft verzweifelt: ›Ich kann das alles nicht mehr ertragen‹, klagte, dennoch bis zum letzten Atemzug bei ihm war, seine Hand hielt, bis er einschlief, hatte er nichts übrig. (…) Veronika musste zurücktreten in die zweite, ja in die letzte Reihe. Sie durfte nicht einmal beim Begräbnis an seiner Bahre stehen."

Fasziniert hat mich das Buch auch deshalb, weil es vielleicht das große Erfolgsgeheimnis des österreichischen Welttrainers offenbart, der in vier Ländern Meistertitel feierte und zweimal den Europapokal der Landesmeister gewann. Happel, der ein einzigartiges Kauderwelsch aus Deutsch, Holländisch, Flämisch und Wienerisch sprach, keine unnötige Zeit mit Grammatik verschwendete ("Aber Sie wissen, heutzutage mit die Medien [...]") und mitunter zu ausgesprochenen Derbheiten neigte, gilt ja bis heute als der wortkarge Grantler, der keinen einzigen Satz zu viel sagte. Ich frage mich, ob er womöglich deshalb so erfolgreich war, weil er vorzugsweise den Mund hielt und im Übrigen häufig nicht verstanden wurde. So blieb unentdeckt, dass Ernst Happel, wenn er denn mal sprach, mitunter hanebüchenden Unsinn und fürchterliche Plattitüden von sich gab. Beispiele gefällig? Nur zu gern: So sagte er über die WM 1986 in Mexiko: "Ich habe nicht gerechnet mit Argentinien, ich habe nicht gerechnet mit Deutschland." Frage: "Mit wem haben Sie gerechnet?" Antwort: "Mit Deutschland muss man immer rechnen." Aha. Auf die Frage, welche Fähigkeiten ein Spitzentrainer mitbringen muss, führt Happel aus: "Wenn ein Fußballtrainer nie Fußball gespielt hat, kann er nie ein Trainer werden. Das ist der Grundvorsatz, dass er selbst aktiv war, auf einem bestimmten Niveau gespielt hat." Soso. Und was ist beispielsweise mit Arrigo Sacchi, der mit dem AC Mailand von Erfolg zu Erfolg eilte, während Happel auf der Bank des FC Tirol unter dem österreichischen Fußball litt? Frage: "Was bringt ein technisch versierter Spieler für eine Mannschaft?" Antwort: "Er muss natürlich alles bringen, er kann nicht technisch gut beschlagen sein und im Zweikampf schwach, da hat man nichts, aber es ist natürlich ein großer Vorteil, wenn er technisch beschlagen ist [...]." Wer hätte gedacht, dass es im Fußball von Vorteil ist, wenn der zweikampfstarke Spieler auch noch technisch beschlagen ist?

Sehr gespannt war ich auf Dermutz' Ausführungen zu Wolfram Wuttke und Dieter Schatzschneider, die 1983 als hochgehandelte und ziemlich teure Nachfolger von Horst Hrubesch und Lars Bastrup zum HSV kamen, dort jedoch Schiffbruch erlitten. Wieso gelang es einem so begnadeten Trainer wie Happel nicht, diese beiden Spieler in die Spur zu bekommen, insbesondere Wolfram Wuttke nicht, dessen an guten Tagen schlicht geniale Art, Fußball zu spielen, ihn doch in Verzückung versetzen musste? Dermutz widmet dem Thema durchaus Raum, in Interviews mit Happel, mit Magath, in seinen Analysen, aber eine wirklich befriedigende Antwort findet auch er nicht. Auch die lebenslange Fehde Happels mit seinem einstigen Teamkollegen Max Merkel wird im Buch immer mal wieder aufgenommen, hätte aber ob der erstaunlichen Parallelen - beide Männer spielten bei Rapid, beide wurden Trainer in Holland, beide errangen Meistertitel in Deutschland - gern ausführlicher behandelt werden können. Aber das ist Geschmackssache.

Ebenfalls sicherlich Geschmackssache, aber in meinen Augen die einzige echte Schwäche der Biographie ist der Drang des Autors, wirklich alles zwischen die zwei Buchdeckel zu packen, was auf dem Tisch lag. Dermutz hatte mit Happel - wie gesagt - zwei längere Interviews geführt. Im Rahmen seiner Ausführungen zitiert er ausgiebig daraus, mitunter auch mehrfach, um dann jedoch die beiden Gespräche im Anhang noch einmal in voller Länge abzudrucken. Das mag einen gewissen sporthistorischen Wert haben, führt im Buch aber zu unschönen Redundanzen, was gerade bei den eher derben Passagen stört. Für meinen Geschmack lese ich etwas zu oft, dass Spieler ohne "Beistrich in der Unterhose" auftreten sollten oder ein Schiedsrichter, der Happel nicht genügend Respekt zollt, "kein kleines, sondern ein großes Arschloch" ist. Hier wäre weniger vielleicht mehr gewesen. Dies ändert indes rein gar nichts daran, dass "Genie und Grantler" ein großartiges Buch ist, welches eine echte Lücke gefüllt hat und das ich in meiner Bibliothek nicht missen möchte.

Klaus Dermutz: "Ernst Happel: Genie und Grantler", Verlag Die Werkstatt

Donnerstag, 5. Juni 2025

Stan Libuda: Geschichte eines sympathischen Verlierers


(KM) Heute greifen wir wieder mal zu einem der etwas älteren Bücher. Thilo Thielke, langjähriger "Spiegel"-Redakteur und leider viel zu früh verstorben, hat bereits 1997 im Verlag Die Werkstatt eine Biographie des legendären Schalker Dribbelkünstlers Reinhard "Stan" Libuda vorgelegt. Dass sich der Verlag 2002 zu einer Neuauflage entschied, sagt bereits einiges über den Erfolg dieses Werks.

Mich hatte an "'An Gott kommt keiner vorbei...' - Das Leben des 'Stan' Libuda" zweierlei gereizt. Da war zum einen das bisher nirgendwo näher beleuchtete Auslandsjahr Libudas bei Racing Straßburg. Nach dem Bundesliga-Bestechungsskandal 1971 - Libuda war darin in ähnlicher Weise verwickelt wie der Blinde zu einer Ohrfeige kommt - flüchteten etliche der beteiligten Spieler ins Ausland, nach Holland, nach Belgien, nach Südafrika oder - wie der Schalker - eben nach Frankreich. Zum zweiten hatte mich bereits eine kurze Leseprobe überzeugt, dass Thielke zu schreiben verstand und die sportliche und private Achterbahnfahrt des begnadeten Flügelläufers interessant präsentieren würde.

Man fragt sich, wie es der zwar durch und durch sympathische, aber eben hypersensible Libuda jemals in den bezahlten Fußball - schon damals ein ziemlich rauhes Geschäft - schaffte, dort immerhin auf 264 Bundesligaspiele und 26 Einsätze in der Nationalelf kam und Vizemeister, Europapokalsieger und 1970 in Mexiko mit dem DFB-Team WM-Dritter wurde. Denn Libuda erinnerte nicht  nur äußerlich mit seinen stets traurigen Augen an Buster Keaton, er war auch ein unfassbar scheuer und stets unsicherer Mensch, einer, den ein Gegenspieler bereits mit der Frage, ob seine (bildschöne) Ehefrau mal wieder fremdgehe, völlig aus dem Konzept bringen konnte. Immerzu von Selbstzweifeln und Minderwertigkeitskomplexen geplagt, starken Formschwankungen unterworfen, nie mit sich im Reinen - so schlängelte sich Libuda durch die Jahre in der Bundesliga, erst bei Schalken (oft unglücklich), dann bei Dortmund (öfter unglücklich), dann wieder bei Schalker (erneut unglücklich), ging anschließend nach Straßburg, ohne es wirklich zu wollen (wofür er aber immerhin 130.000 DM Handgeld kassierte), und versackte anschließend, nach dem Ende seiner Laufbahn, in einem 16 Quadratmeter großen Tabakladen am Gelsenkirchener Markt, einem "stinkenden Käfig", wie Ex-Trainer Rudi Gutendorf notierte. 

Libuda starb mit 52 Jahren an Kehlkopfkrebs, völlig verarmt, verbittert, im Leben gescheitert. Und der angeblich an eine Gelsenkirchener Hauswand gemalte Satz, den man bis heute mit ihm verbindet, demzufolge an Gott zwar grundsätzlich keiner, Libuda aber schon vorbeikomme, der war, wie Thielke enthüllt, nur die Erfindung eines Boulevardblatts. Thielkes Buch  ist eine zwar über weite Strecken deprimierende, aber dennoch hochinteressante Lektüre über einen, der fußballerisch an seinen besten Tagen zu den Größten des Spiels gehörte, aber eben nie so richtig in diese Welt passte. Lohnt sich!

Thilo Thielke: "'An Gott kommt keiner vorbei...' - Das Leben des 'Stan' Libuda", Verlag Die Werkstatt

Samstag, 31. Mai 2025

"11Freunde" und die selektive Wahrnehmung

Ich gebe es gern zu: Julian Nagelsmann war nicht mein Favorit, als es im Sommer 2023 um die Neubesetzung des Bundestrainer-Postens ging. Keine Ahnung, ob Felix Magath jemals ein ernsthafter Kandidat für das Amt war (siehe dazu hier), aber mir hätte diese Variante, die so einen herrlich nostalgisch-gestrigen Anstrich gehabt hätte, jedenfalls als Übergangslösung hervorragend gefallen. Denn Magath ist ein gestandener Trainer mit entsprechender Vorerfahrung und beachtlichen Erfolgen. Er hat sich im Laufe vieler Jahre bewährt. Und seine Berufung zum Nationacoach wäre der krönende Abschluss einer beeindruckenden Karriere als Spieler und Trainer gewesen. 
 
Gewiss ist Nagelsmann ein großes Trainertalent und sicherlich hat er bei seinen vorherigen Stationen beachtliche Arbeit - wenngleich hier und da mit Abstrichen - geleistet. Aber er war und ist eben genau (noch und nur) das - ein Talent. Und der Beweis, dass die DFB-Entscheidung für ihn die richtige war, steht noch aus. Vermutlich ist mir deshalb die neue "11Freunde"-Ausgabe ein wenig in die Nase gestiegen. Denn das Heft kommt nicht nur mit Julian Nagelsmann in zigfacher Ausfertigung und im Goldanzug auf dem Cover daher, sondern auch mit einem distanzlosen, ziemlich ärgerlichen Anwanz-Artikel über den neuen Bundestrainer, der - "80.000 Fußballfans können nicht irren." - die Nationalelf angeblich wiederbelebt habe: "Inzwischen wissen wir um die Leidenschaft, mit der der Nationalcoach das Amt ausfüllt; die EM 2024 war das erste Turnier, bei dem Publikum und Mannschaft wieder eine Einheit bildeten." Nein, taten sie nicht, Organisatoren und Medien wollten nur, dass es so ist. Und weiter geht es im Text: "Leben heißt siegen. Optimismus als Lebensmotto. Zuversicht als ständiger Gemütszustand. Als Status." So lobhudelnd hat zuletzt "Welt"-Autorin Dagmar von Taube über Jogi Löw geschrieben ("Herr Löw, warum sind Sie so ein moderner Mann?"). Kein Wort davon, dass Nagelsmann - fescher roter Mantel hier, Holzfällerhemd da - mitunter mehr Show als Inhalt ist. Kein Wort davon, dass er gelegentlich auf frappierende Weise Gespür vermissen läst. Ich könnte mich heute noch totlachen über das konsternierte Gesicht von Oliver Kahn, als Nagelsmann zum Oktoberfest 2022 seine "Bild"-Reporterin-Lebensgefährtin mit an den Tisch der Bosse brachte.

Und nachdem ich ob dieses ärgerlichen PR-Stücks als Aufmacher des Mai-Hefts schon missgelaunt genug war, kam mir "11Freunde"-Chefredakteur Philipp Köster mit seiner Antonio-Rüdiger-Verteidigungsschrift gerade recht. Rüdiger hatte im April beim Pokalfinale seines Klubs Real Madrid gegen den FC Barcelona den Schiedsrichter mit allerlei Nettigkeiten ("Hurensohn", "Missgeburt") belegt und Gegenstände in dessen Richtung geworfen. Köster beklagt die daraufhin einsetzende, seiner Meinung nach in einem "unerbittlichen Ton" geführte Diskussion um Rüdigers Eignung für die Nationalelf, die "bei aller berechtigten Kritik und unter Würdigung des stattlichen Sündenregisters", so Köster, vornehmlich dem migrantischen Hintergrund Rüdigers geschuldet sei. Das ist vermutlich noch nicht einmal ganz falsch. Aber leider begeht Köster exakt den Fehler, den ich neulich schon Bernd Beyer und Dietrich Schulze-Marmeling vorwerfen musste: Beim Versuch, Rüdiger gegen rechtsradikale Schlichtmichel in Schutz zu nehmen, kneift er das andere Auge fest zu. Es geht nämlich in erster Linie gar nicht darum, dass Rüdiger jetzt in Richtung des Schiris "Hurensohn" und "Missgeburt" gebrüllt hat und bei anderer Gelegenheit Fans auch gern mal "Spasti" nennt. Sondern es geht darum, dass er bei Instagram einst ein Foto des französischen Präsidenten Emanuel Macron mit einem Stiefelabdruck im Gesicht "geliked" hatte, nachdem der sich gegen islamistischen Terror ausgesprochen und die Meinungsfreiheit verteidigt hatte. In der anschließenden aalglatten Entschuldigung hat sich der Nationalspieler von allem möglichen, aber eben nicht von islamistischer Gewalt distanziert. Davon liest man bei Köster leider nichts. Und, ja, man darf durchaus darüber nachdenken, ob jemand, der Fotos mit Stiefelabdrücken im Gesicht anderer Menschen mag, ein Mann für die Nationalelf ist.

11Freunde - Magazin für Fußballkultur, Heft 283 (Mai 2025)

Dienstag, 20. Mai 2025

Der "blonde Engel": Erinnerungen mit Weichzeichner

(KM) Kurz nach Diego Maradonas Tod erschien in der Süddeutschen Zeitung ein Interview mit Bernd Schuster. Der "blonde Engel" sprach darin in sehr berührender und warmherziger, fast schon poetischer Weise über seinen einstigen Barca-Teamkollegen. Ich hatte das Gefühl, dass damals der eine das Genie des anderen erkannt hatte und sie sich deshalb auf Anhieb mochten. Denn, ja, es gab eine Zeit, da war Bernd Schuster vermutlich der beste Mittelfeldspieler Europas. Irgendwie umwehte ihn auch immer der Hauch des Geheimnisvollen und in gewisser Hinsicht des Exotischen. Er war ein Star des FC Barcelona, schon damals einer der ganzen großen Vereine, der in den Vor-Internet-Zeiten für den deutschen Fußballfan jedoch unendlich weit weg war. Doch wann immer Schuster mit seinem Team mal in einem Europapokalspiel im deutschen Fensehen auftauchte, war er unübersehbar mit seiner blonden Mähne und seinem charakteristischen Laufstil. Dann waren da noch die ständigen Diskussionen über sein mögliches Comeback in der Nationalelf, sowohl unter Jupp Derwall als auch unter Franz Beckenbauer und selbst zu Berti Vogts' Zeiten spielte das Thema noch eine Rolle. Und dann gab es noch Gaby, Schusters Ehefrau, blond, attraktiv, einige Jahre älter als er und deutlich zu selbstbewusst und präsent für den engstirnigen, stockkonservativen DFB der Hermann-Neuberger-Zeit.

Zwar wurde Schuster 1980 mit der DFB-Elf Europameister, aber seine besten Jahre verbrachte er in Spanien und (leider) ohne weitere Länderspiele: Er errang Meistertitel mit dem FC Barcelona (1985) und mit Real Madrid (1989, 1990), wurde mit beiden Vereinen und dazu noch mit Atletico Madrid insgesamt sechsmal spanischer Pokalsieger und räumte obendrein auch die eine oder andere persönliche Trophäe ab. Wieviel Klasse in Schuster steckte, wurde dem deutschen Fußballpublikum eindrucksvoll vor Augen geführt, als er im Spätherbst seiner Karriere in die Bundesliga zurückkehrte: Bei Bayer Leverkusen bestimmte er mit Traumpässen das Spiel und schoss 1994 drei wunderschöne Tore des Monats, die bei der Wahl zum Tor des Jahres auf den Plätzen eins, zwei und drei landeten.

Es passt zu diesem ebenso eigenwilligen wie wunderbaren Spieler und seiner ungewöhnlichen Karriere, dass seine Autobiographie nicht in seinem Heimatland, sondern (bislang nur) in seiner Wahlheimat Spanien erschienen ist: Der Journalist Javier Ares überredete den "blonden Engel", der nach einigen Trainer-Wanderjahren nun wieder in Madrid lebt, seine Erinnerungen aufzuschreiben. 2018 erschien "Amor a primera vista" in einem spanischen Sportbuchverlag. Wie man heute mit Büchern umgeht, die in Sprachen veröffentlicht wurden, die man selbst nicht spricht, hatte ich ja schon bei der Besprechung der Sepp-Piontek-Biographie skizziert: Als E-Book kaufen, mit einem der etwas besseren Online-Tools übersetzen und mit Calibre wieder in ein E-Book-Format umwandeln oder auf Wunsch noch durch einen Text-to-Speech-Reader jagen - fertig ist das Hörbuch. In diesem Fall höchst unterhaltsame acht Stunden.

Gleich zu Beginn des Buches weist Schuster darauf hin, dass er keinesfalls schmutzige Wäsche waschen wolle. Daran hält er sich auch überaus streng - was dem Buch allerdings in meinen Augen nicht zum Vorteil gereicht. Denn die Karriere des "blonden Engels" war nun einmal von zahlreichen Konflikten geprägt - mit Trainer Karl-Heinz Heddergott in Köln, mit dem mächtigen Präsidenten Josep Lluís Núñez i Clemente in Barcelona, mit Jupp Derwall in der Nationalelf oder mit Erich Ribbeck in Leverkusen. Es ist noch nicht einmal so, dass Schuster diese Konflikte in seinem Buch verschweigt oder mit wenigen Worten abhandelt, er spricht sie durchaus substantiiert an. Aber über allem scheint eine Schicht Zuckerwatte zu liegen, vieles wirkt weichgezeichnet und zu versöhnlich, fast alle Menschen, die er erwähnt, sind liebe Freunde, geschätzte Kollegen, großartige Mitspieler, phantastische Gegenspieler und so weiter. Aber dadurch begibt er sich nach meinem Eindruck der Möglichkeit, Differenzierungen vorzunehmen und Kipppunkte prägnanter herauszuarbeiten. Beispielsweise würde ich, wenn ich mir die Fernsehbilder anschaue, mal behaupten, dass der berüchtigte Verteidiger Andoni Goikoetxea (Athletic Bilbao) Schuster 1981 - wie übrigens zwei Jahre später auch dessen Teamkollegen Diego Maradona - mit voller Verletzungsabsicht gefoult hat. Schuster fiel damals ein Dreivierteljahr aus, Maradona später sogar ein ganzes. Wie fühlt man sich als begnadeter Techniker, wenn man einem "Spieler" gegenübersteht, der nur ein Ziel hat - den anderen so zu verletzen, dass er nicht weitermachen kann? Oder: Barca-Präsident Núñez hat Schuster Mitte der 80er Jahre, weil er dem Publikum neue Stars präsentieren, der "blonde Engel" aber nicht weichen wollte, ein Jahr kaltgestellt - mittels eines wohlgesinnten Psychiaters wollte er ihn sogar für psychisch krank erklären lassen. Wie fühlt man sich, wenn man weiß, dass die eigene Karrierezeit auf vielleicht fünfzehn Jahre beschränkt ist, einem davon aber ein ganzes Jahr gestohlen wird? Hier hätte ich mir mehr Biss, mehr Deutlichkeit gewünscht.

Allerdings ändert das nichts daran, dass "Amor a primera vista" ein absolut lesenswertes Buch ist. Selbst die Erinnerungen an die Kinderjahre, die ich sonst meist überblättere, geraten hier hochspannend: Schusters überaus enge Beziehung zur Großmutter, der schmerzhafte Einschnitt, den ihr Tod für ihn bedeutete, oder das komplizierte Verhältnis zum Vater, der, obwohl selbst ein Spieler auf Verbandsliganiveau, seinen Sohn nicht ein einziges Mal im Stadion spielen sah, weder als Kind noch als Erwachsener, der sich nie erkundigte, ob und wie er gespielt habe, und der die Fußballleidenschaft seines Sohnes nie auch nur ansatzweise förderte. Dann ist da die Begegnung des im bayerischen Augsburg aufgewachsenen Nachwuchskickers mit seinem Idol Franz Beckenbauer, als er gemeinsam mit Teamkameraden an dessen Haustür klingelte, erst (wohl von Beckenbauers Frau) barsch abgewiesen wurde, nur um dann zu erleben, dass "Kaiser Franz" im Morgenmantel doch zur Tür kam und sich Zeit für die Jungs nahm. Hier hätte ich mir einen Bezug zur Zeit vor der WM 1986 gewünscht, als Schusters Rückkehr ins DFB-Team im Raum stand, einer Idee, der der nunmehrige Teamchef Beckenbauer nie sonderlich begeistert gegenüberstand - obwohl Schuster damals wahrscheinlich der einzige war, der Beckenbauers Idee von Fußball nahe kam. 

Wir haben hier schon Bücher besprochen, in denen Spieler von Vertragsverhandlungen in Autobahnraststätten zwischen Köln und Aachen berichteten. Bernd Schuster lebte da als Spieler in einer anderen Welt. Er flog mal eben von Madrid nach Genf, um sich mit Vertretern von Juventus Turin zu treffen - und ein Transfer scheiterte auch mal daran, dass es keine passende internationale Schule für die Kinder gab. Wie gesagt - Schuster errang Titel mit allen drei spanischen Top-Vereinen, als erster und einziger Ausländer überhaupt, und gehörte jahrelang zur Weltklasse. Als Trainer musste er etwas kleinere Brötchen backen - Fortuna Köln, 1. FC Köln,  Deportivo Xerez, UD Levante, FC Getafe. Und als er doch einmal eine Chance bei einem Top-Klub bekam, bei den "Königlichen" von Real Madrid - die ihn bei den Gehaltsverhandlungen allerdings wenig königlich über den Tisch zogen - und sogar den Meistertitel errang (2008), da galt das als das Normale und das Scheitern im Europapokal als Mißerfolg.
 
Heute lebt Schuster, inzwischen von Gaby getrennt und zum zweitenmal verheiratet, wieder in Spanien und beschränkt sich auf gelegentliche Kommentatorentätigkeiten. Apropos Gaby: Sie ist nach meinem Eindruck die einzige, die in dem Buch ein klein wenig zu schlecht wegkommt - oder das in den Medien stets gezeichnete Bild von der knallharten Verhandlerin, die für ihren Mann überaus vorteilhafte Verträge herausgeschlagen hat ("Ich will nicht, dass Bernd später auf irgendwelchen Messen Schuhe verkaufen muss.") stimmte so nicht. Zwar hat auch Bayer-Manager Reiner Calmund eingeräumt, dass Gaby Schuster die professionellste Verhandlungspartnerin war, der er jemals begegnet sei, aber im Buch wird das bestenfalls angedeutet.
 
Bernd Schuster mit Javier Ares: "Amor a primera vista", Roca Edit

Dienstag, 13. Mai 2025

Transfermarkt: Wo bleibt die Printausgabe?

Auch wenn unser Hauptaugenmerk den Büchern gilt, haben wir uns an dieser Stelle schon mehrfach mit dem Fußballzeitschriftenmarkt beschäftigt, siehe etwa hier und hier. Auf den ersten Blick sieht es auf diesem Markt in Deutschland - gerade im Vergleich zu unseren Nachbarländern - gar nicht so schlecht aus: Das krawallige Boulevardblatt "Sport-Bild", der seriöse "Kicker" und dazu noch für anspruchsvollere Gemüter das Fußballkulturmagazin "11Freunde" - von einer derartigen Vielfalt können die Fans in anderen Ländern nur träumen. Und da habe ich das kleine Frauenfußballmagazin "FFußball" noch gar nicht erwähnt.

Indes: Der zweite Blick fällt etwas ernüchternder aus. Denn "Sport-Bild" und "Kicker" befinden sich, dem allgemeinen Branchentrend folgend, in einem bitteren Auflagensturzflug. Das Springer-Blatt lag mal bei über 560.000 Exemplaren und bringt heute keine 150.000 Stück mehr unters Volk. Der "Kicker" schaffte es in seinen besten Zeiten, sowohl montags als auch donnerstags jeweils fast 300.000 Exemplare zu verkaufen (290.824 beziehungsweise 243.116). Heute liegt die Auflage nur noch knapp über 60.000 (66.995 beziehungsweise 61.402). Eine erfreuliche Ausnahme von diesem Trend ist bei "11Freunde" zu verzeichnen, dem die Übernahme durch die "Spiegel"-Gruppe offenbar gut getan hat: Zuletzt ist die Auflage, die zuvor ebenfalls kontinuierlich fiel und sich unter 60.000 Heften bewegte, auf über 80.000 nach oben geschnellt.

Versuche, in diesem schwierigen Umfeld weitere Titel zu platzieren, sind in der Vergangenheit zumeist gescheitert, siehe etwa - wenngleich kein Magazin - das vergleichweise schnelle Ende der täglichen "Fußball-Bild". Dennoch habe ich mich in den vergangenen Jahren wiederholt mit Bedauern gefragt, wieso es  eigentlich keine regelmäßige Printausgabe von transfermarkt.de gibt.

Transfermarkt.de ist vermutlich - jedenfalls nach "11Freunde" - die größte Bereicherung des Fußballmedienmarktes in den letzten 25 Jahren. Die Idee, für praktisch jeden Profispieler weltweit einen Marktwert festzulegen, diesen mit zig weiteren Daten (Land, Vereine, Ligen, Spiele, Tore, Ablösesummen, Trainer etc.) zu verbinden und in einer riesigen Datenbank zusammenzuführen, ist eine Art feuchter Traum für Fußball-Business-Aficinados wie mich. Mit monatlich fast 50 Millionen Besuchen ist die Webseite heute eine der führenden Plattformen in diesem Bereich. Aber: Obwohl es bei Transfermarkt.de inzwischen längst Content weit über Zahlen und Statistiken hinaus gibt, nämlich (höchst lesenswerte) Interviews, Analysen und Hintergrundberichte, ist die Seite in "Look & Feel" bis heute eine Datenbank geblieben. Und das ist schade. Denn wirklichen Spaß, die redaktionellen Beiträge dort zu lesen, habe ich bis heute nicht.

Es gab in der Vergangenheit, allerdings nur wenige Male und nur als Sonderheft zum Saisonstart, schon Printausgaben vom Transfermarkt.de, aber das waren dann eben gedruckte Datenbanken ohne nennenswerte redaktionelle Inhalte. Ich frage mich, ob es einen Markt für eine - sagen wir - wöchentlich erscheinende Zeitschrift von Transfermarkt gibt, eine, die sich schwerpunktmäßig den inhaltlichen Beiträgen, TM-Länder-Updates und sonstigen Analysen widmet, das Ganze mit ein paar aktuellen News, Gerüchten und Ergebnissen garniert und auf diese Weise Printliebhaber wie mich glücklich macht und ganz nebenbei für eine zusätzliche Visibility von Transfermarkt durch Auslage in den Bahnhofskiosken, Supermärkten und Zeitschriftenläden sorgt. 

Stoff genug für eine wöchentliche Ausgabe sollte es geben. Denn Transfermarkt besetzt mit seinen redaktionellen Beiträgen eine hochinteressante Nische: einen Artikel über Ex-HSV-Coach Joe Zinnbauer und sein Engagement beim 14-maligen algerischen Meister JS Kabylie oder ein Interview mit Ex-KSC-Co-Trainer Argirios Giannikis über seine Arbeit beim griechischen Zweitligisten PAS Giannina bekomme ich bei keinem der o.g. Platzhirsche, auch keine ausführlichen Berichte über Daniel Stendels Wechsel in die zweite französische Liga zu AS Nancy-Lorraine oder über Thomas Meggles Investoreneinstieg bei Dunfermline Athletic. Und eine vertiefte, substantiierte Marktwertanalyse der Saudi Pro League gibt es so eben auch nur bei Transfermarkt.de. 

Mal angenommen, eine Markterkundung würde ein Potential von 35.000 oder 40.000 Käufern für eine wie der Donnerstag-"Kicker" im Zeitungsoffset gedruckte, 40seitige "Transfermarkt"-Printausgabe ergeben, die zum Beispiel immer freitags erscheint, für drei Euro verkauft wird und ungefähr so aussieht wie mein Beispiel links oben. Warum nicht gegen den allgemeinen Trend ein solches Projekt wagen? Es wäre ein weiterer Grund, sich auf das Ende der Arbeitwoche zu freuen.

Donnerstag, 8. Mai 2025

Ärgerliches Jägerlatein

(KL) Zugegeben, ein Fußballbuch ist "Bücher richtig verkaufen" von Elvira Zeißler nicht. Aber nachdem wir an dieser Stelle ab und zu auch schon Selfpublishing-Werke besprochen haben, lag es durchaus nahe, mal der Frage nachzugehen, wie man diese Bücher am Ende verkauft bekommt.
 
Elvira Zeißler ist als Autorin von Fantasy-Romanen offenbar - ich habe leider keinerlei Bezug zu diesem Genre - einem größeren Publikum bekannt, jedenfalls ist hier die Rede von über einer Million verkaufter Bücher. Das muss man erstmal schaffen, egal in welchem Genre, und das freut mich für die Autorin. Leider ändert das indes nichts daran, dass dieser Ausflug ins Non-Fiction-Fach gründlich misslungen ist. Und zwar in jeder Hinsicht.

Es ging schon falsch los: Ich hasse Ratgeber, die mit einem Disclaimer beginnen. Wenn sich jemand, noch ehe ich den ersten Satz gelesen habe, erstmal von seinen folgenden Ausführungen distanziert und betont, dass er leider keinerlei, wirklich gar keine Verantwortung für seine Ratschläge übernehmen könne, schwillt mir regelmäßig die Schlagader. Denn der Kaufpreis wird selbstverständlich nie unter Vorbehalt kassiert. Aber diese Art von Disclaimer haben wir hier gar nicht. Hier gibt es vielmehr die "Achtung, bitte anschnallen!"-Variante. Das Buch, so erfährt man, richte sich an entscheidungsfähige Leser - wer an einer psychischen Vorerkrankung leide, möge sich doch besser mit seinem Therapeuten, Arzt oder Coach abstimmen. Wohlgemerkt, wir reden über das Verkaufen von Büchern.
 
Es wird in der Folgezeit nicht besser. Die Erfolgsformel der Autorin lässt sich an folgenden Beispielen illustrieren: Bei einem neuen Buch, mit dem sie große Hoffnungen verbunden hatte, kamen die Vorbestellungen nicht wie erwartet. Also ging Elvira Zeißler in sich, entschied, dass das Buch hervorragend ist und sie nur ganz fest an dessen Erfolg glauben müsse. Ergebnis: Schon am nächsten Tag schossen die Vorbestellungen in die Höhe und das Buch landete auf der "Spiegel"-Bestsellerliste. Bei einem anderen Buch erhielt sie eine negative Rezension. Elvira Zeißler konzentrierte sich auf allerlei positive Gedanken - und siehe da, in der Folgezeit hagelte es wohlwollende Bewertungen.

Sorry, but I don't buy it. Und ich frage mich, wieso die Autorin, wenn denn die Formel "Ich muss mir nur fest vornehmen, es auf die 'Spiegel'-Bestsellerliste zu schaffen, und dann klappt das auch." funktioniert, ihre Ziele so klein steckt. Sie spricht an einer Stelle von 17.000 verkauften Exemplaren eines Buches. Das ist zweifellos ein grandioses Ergebnis. Aber wenn ich mit dem richtigen Mindset alles erreichen kann, warum nehme ich mir dann nicht vor, die deutsche Joanne K. Rowling zu werden und meine Bücher millionenfach auf den großen Märkten zu verkaufen?
 
Elvira Zeißler: "Bücher "richtig" verkaufen: Das Mindset für deinen Bucherfolg", Tolino Media

Freitag, 11. April 2025

Längst überfällig: Die Winnie-Schäfer-Biographie

Edel Sports hat gerade einen Lauf, was Biographien angeht. Markus Babbel, Norbert Nachweih, Ailton, jetzt Winfried Schäfer - das waren und sind alles wunderbare, bereichernde Buchprojekte, die echte Lücken füllen. Und so ganz nebenbei hat der Verlag nach der Nachtweih-Biographie mit den nun erschienenen Erinnerungen von Schäfer für ein weiteres Häkchen auf meiner ganz persönlichen "Wieso gibt es von dem nicht schon längst ein Buch?"-Liste gesorgt.

Vorfreude war also reichlich im Gepäck, als ich mir "Wildpark, Scheichs und Voodoozauber" vornahm. Und die wurde beim Blick aufs Inhaltsverzeichnis sogar noch größer. Das Buch steigt nämlich gleich mit Schäfers wichtigster und längster Trainerstation beim Karlsruher SC (1986 bis 1998) ein. Also keine - in der Regel drögen - Einstiegskapitel über ferne Kindheitstage a la "Jeden Tag ging es gleich nach der Schule auf den Bolzplatz. Wir spielten mit Bällen aus Lumpen usw.". Zwar blickt Schäfer auch auf eine durchaus beeindruckende Karriere als Spieler zurück (u.a. mit einem Meistertitel sowie dem Gewinn des DFB-Pokals und des UEFA-Cups). Aber in erster Linie verbindet man - verbinde ich jedenfalls - mit ihm einen unverwechselbaren und erfolgreichen Trainer. Das Kapitel über die Spielerjahre gibt es natürlich, aber es kommt ganz am Ende des Buches. Das gibt Schäfer die Gelegenheit, quasi zum Ausklang nicht nur in sehr persönlicher Weise seines Ex-Coachs Hennes Weisweiler zu gedenken, sondern auch aus Trainersicht auf seine Zeiten als Spieler zurückzublicken. Sehr geschickt und sehr gut lesbar.

Gleichwohl erhielt meine Vorfreude schon nach wenigen Seiten des ersten Kapitels einen gehörigen Dämpfer. Gerade eben erst hatte Schäfer als Trainer mit dem KSC den Aufstieg in die Bundesliga geschafft, da ist auf einmal von Manfred Bender die Rede, der als Neuzugang vom FC Bayern das "Mia-san-mia"-Gen mitgebracht habe. Moment mal! Manni Bender? Der wechselte 1992 nach Baden. Da spielte der KSC unter Schäfer schon fünf Jahre in der ersten Liga! Und in denen ist einiges passiert. Kurz darauf geht es um Wolfgang Rolff und dessen Qualitäten als Sechser. Aber der Ex-Hamburger kam 1991 zum Verein. Hier hätte ich mir deutlich mehr Chronologie, Umfang und Detailfülle gewünscht, im Grunde einen Jahr-für-Jahr-Bericht. Denn wir reden, ich erwähnte es bereits, über Schäfers wichtigste, längste und prägendste Trainerstation überhaupt. Doch ausgerechnet das Kapitel über diese Jahre gerät zum schwächsten des Buches. Schäfer springt wild vor und zurück und berichtet über die Karlsruhe-Station mehr resümeeartig aus relativ großer Flughöhe und in einer Art Zeitraffer. Ein Michael Sternkopf beispielsweise wird im Buch gerade zweimal erwähnt - und dann auch noch irreführend, nämlich als einer der vielen KSC-Spieler, die in Schäfers Zeit den Sprung in die erste Mannschaft schafften, dann zum FC Bayern wechselten und dort "tragende Säulen des Starensembles" wurden. Nein, wurden sie nicht, jedenfalls nicht Michael Sternkopf. Zwar wechselte er 1990 in der Tat für die damalige Wahnsinnssumme von 3,4 Millionen DM nach München, hat dort aber unter dem Strich kein einziges überzeugendes Spiel gemacht. Er war einer der größten Fehleinkäufe der Münchner Anfang der 90er Jahre. Und hier hätte mich doch Schäfers Sicht interessiert: Wusste oder ahnte er, dass Sternkopf eine Sternschnuppe bleiben würde und eben kein künftiger Star war (und hat er sich über den Transfercoup ins Fäustchen gelacht) oder geht er eher davon aus, dass Sternkops Karriere durch den zu frühen Wechsel zu einem großen Klub ruiniert wurde? Wieso gelang es dem von ihm so geschätzten Jupp Heynckes nicht, Sternkopf in München in die Spur zu bringen? Stimmt es, dass Schäfer einen Anruf bekam, als Hoeneß und Heynckes - lange vor dem Transfer - zu einem konspirativen Treffen mit Sternkopf mit dem Zug nach Karlsruhe kamen und der ritterliche Heynckes im Bahnhof unbedingt noch einen Blumenstrauß für Mutter Sternkopf kaufen musste und dadurch aufflog? Und was ist mit all den anderen berichtenswerten Ereignissen aus Schäfers KSC-Zeit, die ja nun wirklich nicht auf das "Wunder vom Wildpark" reduziert werden darf? Wie genau verlief denn der Zweikampf zwischen Famulla und Kahn? Wie genau lotste Schäfer einen Wolfgang Rolff oder einen Icke Häßler zum KSC? Wie kommt man als badischer Provinzklub an einen Srećko Bogdan von Dynamo Zagreb? Wieso verließ Michael Harforth 1992 den Verein, obwohl er laut Schäfer doch so wichtig für die Mannschaft war?

Was Schäfer auch (bereits) in diesem Kapitel hingegen wunderbar gelingt, ist das Einfangen von Stimmungen, etwa wenn er beschreibt, wie er und KSC-Präsident Roland Schmider mit den Ehefrauen beim Essen sitzen, Schmider beiläufig sagt "Winnie, wir müssen bald mal über den nächsten Vertrag sprechen.“ und Schäfers Frau Angelika daraufhin mit Lippenstift eine Zahl auf einen Bierdeckel schreibt, Schmieder sich das ansieht und nur sagt "Deal! Mir gehe nemmer auseinander!“ Schäfer dazu: "Wir lachten und Rolands Frau Brigitte umarmte Angelika und sagte, sie wäre froh, wenn alles immer so bliebe." Diese Szenen lassen das spätere schmerzhafte Erodieren der Beziehung bis hin zum kompletten Bruch der Zusammenarbeit um so eindringlicher wirken. Sehr schön auch die Begegnung Schäfers mit seinem Nachfolger Jörg Berger: "Als sollte es der Demütigungen nicht genug sein, kommt er mir mit seinem Auto in dem Augenblick entgegen, als ich nach meiner Entlassung vom Hof fahren will. Ich sehe es noch genau vor mir, wie er mir durch die Frontscheibe zuwinkt." Auch hier hätte ich mir noch mehr Details gewünscht: Kannte Schäfer Berger? Wie war ihr Verhältnis vorher und nachher? Gab es ein Gesprächs anlässlich des Wechsels? Gab es eines, nachdem Berger beim KSC (recht schnell) ebenfalls gescheitert war?

Vielleicht war meine Vorfreude einfach zu groß, aber mit dem Karlsruhe-Kapitel wurde in meinen Augen eine Chance vertan. Interessanterweise gilt das für den Rest des Buches nicht. Die misslungenen Stationen beim VfB Stuttgart und bei TeBe Berlin, das schwierige Verhältnis zu VfB-Präsident Mayer-Vorfelder und dann die vielen Auslandsetappen - Kamerun, Dubai, Baku, Thailand, Jamaika, Teheran - mit all ihren jeweiligen Besonderheiten werden höchst lebendig und atmosphärisch rekapituliert und mittels herrlicher Anekdoten mit Leben gefüllt. Wenn Schäfer etwa berichtet, wie er mit Kameruns Nationalelf auf dem Weg zur WM 2002 in Japan unterwegs in Bangkok strandete, weil kein Geld für die nächste Tankfüllung mehr da war - und  Thailands Fußballverbandschef Worawi Makudi das Geld schließlich vorstreckte, genau jener Verbandschef, der Schäfer viele Jahre später als Nationaltrainer einstellen würde, dann ist das einfach nur großartige Unterhaltung. Bei seiner ersten Station in den Vereinigten Arabischen Emiraten, bei Al-Ahli Dubai, wohnte Schäfer mit Familie in einem vom Verein gestellten Bungalow. Schäfers Tochter suchte dort vergeblich nach einem Pool. Als Schäfer diese Anekdote beiläufig gegenüber dem schwerreichen Klubbesitzer Sultan Qasin erwähnte, schmunzelte der nur. Schäfer: "Eine Woche später stand ein Pool hinterm Haus." Wie im Märchen habe es sich angefühlt, aber genießen konnte Schäfers Tochter den Pool nicht allzu lange. Denn kurz darauf wurde ihr Vater entlassen. In den VAE traf Schäfer übrigens seinen alten Offenbacher Teamkollegen Josef Hickersberger wieder, der ebenfalls die Trainerlaufbahn eingeschlagen hatte und etliche Jahre im Nahen Osten verbrachte. Die Fußballwelt ist eben klein, was in Schäfers Buch - auch das eine Stärke - immer wieder daran deutlich wird, dass er irgendwann mal irgendwem begegnet war und dieser ihm dann Jahre später zu einem neuen Job verhalf.

Wie schon erwähnt, endet das Buch mit einer Liebeserklärung an Hennes Weisweiler und Erinnerungen an Schäfers Spielerzeit. Auch die war großartig und spannend - so gelang ihm 1970 ein Double ganz besonderer Art, nämlich in der gleichen Saison der Meistertitel mit Borussia Mönchengladbach und der DFB-Pokalsieg mit Kickers Offenbach. Wegen der WM in Mexiko in jenem Jahr war das Pokalfinale damals auf August verschoben worden. Etwas überrascht hat mich in diesem Kapitel Schäfers Einschätzung von Erfolgstrainer Udo Lattek: "Lattek verstand sein Handwerk wie kein Zweiter. Er war ein Fachmann, ein Denker. Nach seinem Tod würdigte ihn Weltmeistertrainer Joachim Löw zu Recht als einen der modernsten Trainer Europas, der den Fußball geprägt habe wie kaum ein anderer nach ihm." Das hatte ich so noch nicht gehört - auch die Würdigung Löws kannte ich nicht. Mein Bild war immer, dass Lattek zwar Spieler motivieren und auf ein Spiel einschwören konnte wie keiner vor ihm, methodisch-taktisch aber nicht unbedingt der große Guru war. Insofern war das eine interessante Einordnung, von deren Sorte es gern noch viel mehr hätten sein können.

Unter dem Strich steht ein hochspannendes, absolut lesenswertes Buch über einen Trainer, der erst die Bundesliga viele Jahre bereicherte und im Wortsinne bunter machte und dann im Ausland an vielen Orten seine Spuren hinterließ. Vielen Dank dafür, Winfried Schäfer, und alles Gute!
 
Winfried Schäfer mit Andreas Kötter und Sascha Schäfer: "Wildpark, Scheichs und Voodoozauber", Edel Sports